Was bringt die kollegiale Fallberatung, Karla?

Damit Arbeit wirksam ist und bleibt, können wir kollektive Intelligenz nutzen. Oder einfach gesagt: Die Erfahrungen der Anderen. Unsere Kollegin Karla erklärt in unserer heutigen Coffee Break, welche Potenziale die „kollegiale Fallberatung“ mit sich bringt und wie sie in Organisationen eingesetzt werden kann.

Karla, was ist eine kollegiale Fallberatung?

Die kollegiale Fallberatung ist ein strukturiertes Beratungsgespräch in einer Gruppe, in dem ein Teilnehmender (Fallgebender) von den übrigen Teilnehmenden (Beratende) nach einem feststehenden Ablauf mit verteilten Rollen beraten wird. Man nutzt also die “Weisheit der Gruppe”, um im Team Lösungen und Ideen für strategische und persönliche berufliche Fragestellungen zu finden.

Und was ist der Sinn & Zweck der kollegialen Fallberatung?

Die Methode fördert das gemeinsame Lernen und die gemeinsame Reflexion. Dadurch wächst ein Team zusammen. Außerdem stärkt sie das Netzwerk und den Spaß an Veränderungen sowie den Wissenstransfer untereinander, indem aktuelle Herausforderungen gemeinsam betrachtet und Lösungsansätze besprochen werden, z.B.: Ich habe das gleiche Problem wie du damals. Magst du mir helfen?

Wie läuft eine kollegiale Fallberatung denn ab?

Das ist davon abhängig, ob ein oder mehrere Fälle besprochen werden sollen. Wenn es mehrere Fälle gibt, erfolgt der Start in der Gesamtgruppe. Die Fallgebenden stellen ihre Themen der Gesamtgruppe kurz vor und fassen mit einer Schlüsselfrage ihre Herausforderung zusammen.

Anschließend teilen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen auf und besprechen in diesen Kleingruppen nach einer festen Vorgehensweise die Schlüsselfrage. Wir empfehlen eine Kleingruppe von maximal acht Personen. Die Kleingruppe findet sich dabei nach Interesse und die Teilnehmenden können im Optimalfall selbst entscheiden, welches Thema sie beraten wollen.

Am Ende der Gruppenarbeit kommt die Gesamtgruppe noch einmal zusammen und die Fallgebenden fassen kurz ihre wesentlichen Erkenntnisse zusammen. Zum Abschluss erfolgt eine kurze gemeinsame Reflexion und Feedback in der Gesamtgruppe.

Was genau passiert in der Kleingruppe?

Der Prozess ist hier ziemlich getaktet. Timeboxing is key!

Schritt 1: Beratende sammeln Einfälle, Assoziationen, Empfindungen, Hypothesen; der Fallgebende hört nur zu (10 Minuten)

Schritt 2: Der oder die Fallgebende gibt Rückmeldung zum Gehörten und fokussiert sich auf 1-2 für ihn/sie wichtige Aspekte, die die Beratenden konkretisieren sollen (5 Minuten)

Schritt 3: Beratende sammeln Lösungsvorschläge für die wichtigen Aspekte, dabei erfolgt keine Bewertung; Fallgebender hört nur zu (10 Minuten)

Schritt 4: Der oder die Fallgebende gibt Rückmeldung, welche Schlüsse er/sie aus der Beratung zieht und welche nächsten Schritte er/sie einleitet.

Welche Rollen gibt es bei der kollegialen Fallberatung?

Für eine kollegiale Fallberatung braucht es Fallgebende, Beratende und Moderierende. Außerdem ist ein Schreibender hilfreich, damit der Fallgebende sich voll auf die Diskussion fokussieren kann. In den meisten Fällen schreibt dieser jedoch auch automatisch mit, es handelt sich ja um seinen/ihren Fall.

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Bei größeren Gruppen kann die Rolle der Prozessberatenden noch ergänzt werden. Die Gesamtgruppe reflektiert, wie sie den Prozess empfunden hat und gibt Feedback für die nächste kollegiale Fallberatung. Ein Prozessbeobachtender spiegelt eigene Wahrnehmungen und ist nicht Teil der Beratenden.

Welche Schlüsselfragen sind bei der Fallberatung besonders wichtig?

Um es den Fallgebenden leichter zu machen nutzen wir zur Vorstellung der Fälle eine Vorlage in Form eines Hauses mit Dach & 4 Zimmern:

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Warum sollten Unternehmen die kollegiale Fallberatung anwenden?

Die kollegiale Fallberatung bietet eine kostengünstige Lernerfahrung für die Beteiligten. Die “Weisheit der Gruppe” – die kollektive Intelligenz – wird voll ausgeschöpft. Einziger Invest sind dabei lediglich ca. 45min Zeit der Beteiligten.

Das Ergebnis: Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch sowie das Zugehörigkeitsgefühl werden gestärkt.

Welche Rückmeldungen hast du bisher zur kollegialen Fallberatung bekommen?

Selbst wenn keine konkreten Lösungen aus der Beratung entstehen, wird häufig ein großes Verständnis für die Situation erlangt: “Ich bin nicht alleine mit diesem Problem”. Wir haben schon oft den Fall gehabt, dass sich daraufhin Menschen zusammengetan haben, um gemeinsam die Herausforderung zu meistern.

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